Jiu-Jitsu-Lehrgang in Weichs am 15. Juni 2013

Die Lehrgänge des DJJR zeichnen sich nun schon seit einigen Jahren dadurch aus, dass sie das vielseitige Potenzial der verschiedenen Stilrichtungen und Kampfsportarten im Spannungsfeld zwischen Tradition und aktuellen Anforderungen der realen Selbstverteidigung begreifen und analysieren.

Das Bewusstsein für die Wurzeln und die über Jahrhunderte gewachsene Geschichte der Kampfkünste einerseits, aber auch das Bestreben, diese Geschichte weiterzuschreiben und in der Moderne lebendig zu halten, sind Verpflichtung und Qualitätsmerkmal zugleich.

Beide Zielsetzungen waren am 15. Juni 2013 auch im Programm des Jiu-Jitsu-Lehrganges in Weichs präsent, bei dem die zahlreichen Teilnehmer eingeladen waren, sich mit anspruchsvollen und besonderen Themen auseinanderzusetzen.

Den ersten Teil der Veranstaltung referierte der mehrfache Deutsche Meister im Vollkontakt-Karate und Europameister im Allround Fighting Thorsten Preiß (5. Dan) und sein Assistent Marcel Davidsohn (2.Dan). Sie beschäftigten sich vor allem mit den verschiedensten Varianten des Kampfes aus und in der Bodenlage. Wie versiert sie diese beherrschten, zeigte sich nicht nur an der Auswahl und Durchführung der unterrichteten Elemente, die immer auf konkrete Situationen im Straßenkampf verwiesen, sondern auch am Gespür für die unterschiedlichen Kenntnisstände der vertretenen Gürtelgrade (9. Kyu bis Dan-Grade). Gespeist aus Techniken des traditionellen Jiu-Jitsu, des Judo, des Karate und anderer bodenaffiner Stilarten vermittelten die zahlreichen Kontermöglichkeiten gegnerischer Aktionen – Umklammerung, Hebel, Würfe, Griffe und Verwandlungen des Angriffs in den eigenen Vorteil – interessante und zentrale Erfahrungen mit dem Thema Bodenkampf, die in den begleitenden Übungseinheiten von den Teilnehmern nachvollzogen werden konnten.

v.l.: Lothar Sieber, Thorsten Preiß, Hannelore Sieber, Marcel Davidsohn
v.l.: Lothar Sieber, Thorsten Preiß, Hannelore Sieber, Marcel Davidsohn

Diesem ersten Lehrgangsabschnitt folgte nach einer Pause der zweite Part, den Lothar Sieber (10. Dan) unterrichtete. War bereits bei den Ausführungen von Thorsten Preiß die Anpassungsfähigkeit der Kampfstile an die reale Selbstverteidigung sichtbar gewesen, so wurde sie nun noch deutlicher. Lothar Sieber wählte als Ausgangspunkt seiner Erläuterungen die klassischen Grundtechniken des Karate, wie sie in Kihon und Kata durchgeführt werden, wobei ihm Harald Weitmann (8. Dan) bei der jeweiligen Demonstration assistierte. Anschließend entschlüsselte Sieber jede der traditionellen Bewegungen und formte sie in effektive Verteidigungstechniken für den Fall einer Angriffssituation um. So gab er den Teilnehmern nicht nur zahlreiche Anregungen für ihre eigene sportliche Praxis, sondern schärfte auch ihren Blick für die tieferen Zusammenhänge und das tatsächliche Potenzial der jeweiligen Technik.

Auf diese Weise wurde der ausgewogene Lehrgang zu einer in sich stimmigen Veranstaltung, in der sich jede Erfahrungsstufe aus dem Teilnehmerkreis wiederfinden und ganz persönlich profitieren konnte. Text: Dr.Nicola Ettlin