Gemäß der Lehrgangsausschreibung war es ein gemischter Teilnehmerkreis, der sich in den Räumen der Karateschule Weitmann am 01. April mit dem Training verschiedener Waffen auseinandersetzte. Kuy-Grade der Unter-, Mittel- und Oberstufe waren ebenso vertreten wie die Träger verschiedener Dan-Grade. Diese Heterogenität sprach einerseits für das große Interesse an Disziplinen der japanischen Kampfkünste, die über die „klassischen“ Unterrichtseinheiten des Karate hinausgehen. Andererseits stellte sie die vor die Herausforderung, den Anfängern Grundlagen verständlich zu vermitteln und den Fortgeschrittenen zugleich neue Perspektiven und Anregungen zu bieten.
Lothar Sieber (10. Dan Jiu-Jitsu, 10. Dan Karate-Do, 7. Dan Iai-Do) tat dies in den ersten eineinhalb Stunden des Lehrgangs durch ein ausgewogenes Konzept, das die Kunst des Iai-Do (Kunst des Schwertziehens) für Teilnehmer mit wenig oder keiner Erfahrung greifbar machte und ihnen durch markante Übungen die Möglichkeit bot, ein erstes Gespür für die Handhabung des Bokkens und die daraus abgeleiteten Zieh- und Schnitttechniken zu entwickeln. Die Fortgeschrittenen konnten diese Sequenzen wiederum dazu nutzen, um ihre Bewegungen mit dem Katana zu verfeinern. Am Ende standen kombinierte Technikabfolgen, die auch gedrehte Elemente und Aktionen aus einer anfänglichen Rückwärtsbewegung beinhalteten. Sie forderten dazu heraus, das soeben neu Erlernte direkt anzuwenden und im weiterentwickelten Stadium Reaktion sowie die Fertigkeit, das Katana korrekt zu handhaben, zu intensivieren. Auf diese Weise fanden sich alle Teilnehmer in dieser ersten Einheit wieder und arbeiteten engagiert mit Lothar Sieber, der es verstand, kurzweilig und doch intensiv die Kunst des Iai-Do zu vermitteln.
Harald Weitmann (9. Dan Okinawa-Karate, 6. Dan Kobudo, 4. Dan Iai-Do) gestaltete sein zweistündiges Kobudo-Training von Beginn an dynamisch und abwechslungsreich. Auch bei ihm erfuhren diejenigen Kampfsportler, die 2016 den Kobudo-Lehrgang in Weichs besucht hatten, eine Vertiefung der vor einem Jahr thematisierten Techniken und Übungen, während die Anfänger eine auf den Punkt stimmige Einführung in die grundlegenden Bewegungen erhielten. Da letztere im Kobudo immer auch sehr stark von der optimalen Koordination von Körper und Waffe abhängig sind, verlangten bereits kürzere Sequenzen eine hohes Maß an Konzentration, die sich steigerte, sobald die ersten Partnerübungen mit den Eskrima und später dem Tonfa folgten. Gerade das Tonfa bietet neben schnellen Schwingbewegungen durch das Ein- und Ausdrehen der Waffe auch die Möglichkeit von Wirbel-, Block-, Stoß,- und Schlagtechniken, die vielfältig einsetzbar sind. Dass diese Vielfalt auch sehr komplex und anspruchsvoll ist, erfuhren die Teilnehmer aller Gürtelgrade bei den abschließenden lockeren Kampfübungen, bei denen beide Partner jeweils mit einem Eskrima und einem Tonfa ausgestattet waren. Die Begeisterung aller zeigte, dass Harald Weitmann sowohl die richtigen Inhalte gewählt als auch jeden bei seinem persönlichen Wissensstand und seinen Fähigkeiten abgeholt hatte.
Vielen Dank für einen tollen Lehrgang!
Text: Dr. Nicola Ettlin